Das Jahr 2013 ist für den Verein Spielmannszug & Jugendblasorchester Rödemis e. V. ein ganz besonderes Jahr, kann er doch am Pfingstwochenende seinen 100. Geburtstag feiern! 

Dieser runde Geburtstag ist aber auch Anlass, einmal auf die Geschichte dieses Vereins zurückzublicken, der vor 100 Jahren im heutigen Ortsteil Rödemis gegründet wurde:

Im Herbst des Jahres 1913 wurde mit Schülern der Iven-Agßen-Schule erstmalig ein Rödemisser Spielmannszug ins Leben gerufen. Gemeinsam mit Heinrich Grell, August Jensen und Walter le Grand taten sich insgesamt 17 Interessenten unter der musikalischen Leitung von Lehrer Lembke zusammen und eröffneten mit 12 Flötisten, 4 Trommlern und dem Tambourmajor den Spielbetrieb.

Nach der Zwangspause im ersten Weltkrieg fand man sich unmittelbar danach im Jahre 1919 wieder zusammen und war aktiv bis zum Jahre 1939, als man die Instrumente wiederum einpacken musste.

1950 erinnerte sich der Schulverein unter seinem Vorsitzenden, Hermann Lück, an den Rödemisser Spielmannszug und gründete ihn mit Schülern der Iven-Agßen-Schule am 11. November neu.

Aus bescheidenen Anfängen mit nur 10 Flötisten, 4 Trommlern sowie dem Tambourmajor Hermann Theising und einem Repertoire von zwei Märschen entwickelte sich der Spielmannszug unter der Ausbildung von Ernst Petersen (Trommler) und August Jensen (Flötist) stetig aufwärts. Die ersten Instrumente erstand man aus alten Militärbeständen von einem Musikgeschäft in Flensburg.

Jürgen Hagge, aktiver Spielmann in der Gründungszeit, erinnert sich noch sehr gut an den ersten Schulfestumzug, wo man siebzehn mal den Marsch „Schleswig-Holstein“ während des Umzuges spielte.

Leider war am Anfang das Üben in der damals noch nicht erweiterten Schule aus Platzgründen unmöglich, so dass man an den Rödemisser Deich und bei schlechtem Wetter in eine Eisenbahnunterführung ausweichen musste.

Nachdem sich Hermann Lück aktiv in die Ausbildung des Nachwuchses einschaltete, konnte Anfang 1958 Friedrich Hollmer, der ein halbes Jahr vorher den Husumer Spielmannszug verlassen hatte, für Rödemis gewonnen werden. Sein Wissen und seine Erfahrung aus zahlreichen Veranstaltungen kamen dem Rödemisser Spielmannszug zugute, wodurch die Leistungen in den folgenden Jahren wesentlich verbessert wurden.

Neben einem bedeutenden Zugang an Spielleuten wurde das Repertoire in kurzer Zeit auf ein Dutzend Märsche erweitert. Nebeninstrumente wie Pauke, Becken und Lyren schaffte der Schulverein Rödemis an. Dadurch verbesserte sich das Klangbild erheblich. Diese Aktivität des Spielmannszuges zog wiederum neue Interessenten an, und der Mitgliederbestand erhöhte sich von 15 auf 40 im Jahre 1964.
Äßerlich wechselte der Anzug von der kurzen schwarzen Hose über die kurze weiße zur langen weißen Hose. Dazu wurde ein weißes Hemd getragen.

Neue Märsche machten den Spielmannszug auch für Schulentlassene interessant, so dass sich bald ein Stamm Älterer, erfahrener Spielleute bildete.

Erstmalig nahm der Spielmannszug Rödemis 1964 in Diepholz mit 36 Jungen an einem Wettstreit teil und erhielt in seiner Klasse den ersten Preis. Noch im selben Jahr wurde eine Mädchen-Abteilung gegründet, die bereits 1965 in Diepholz den 2. Preis erringen konnte.

Auch in den folgenden Jahren beteiligten sich Mädchen und Jungen an verschiedenen Wettstreiten und setzten die Serie der Erfolge fort: So stehen heute fast 600 Pokale in den Regalen des Vereins!

Das Jahr 1968 brachte eine wesentliche Veränderung: Der Spielmannszug Rödemis wurde am 1. Juli ein eingetragener, selbständiger Verein! Er bleibt aber kooperativ Mitglied im Schulverein Rödemis, der ihn auch in den folgenden Jahren unterstützte.

1969 fand das 1. Internationale Musikfest Rödemis statt, an dem 25 Musik- und Spielmannszüge teilnahmen. Der Spielmannszug Rödemis hatte jetzt bereits über 60 Aktive und trat erstmals in seiner blau-weißen Uniform auf.

Die erste Ferienfreizeit des Vereins wurde im Jahre 1971 durchgeführt: In den Osterferien reisten 74 Kinder und Jugendliche für 12 Tage in das Schullandheim Ban Horn auf Amrum, und da der Leiter der Fahrt mit seinen 19 Jahren noch nicht volljährig war, wurde ein Elternpaar mitgenommen, um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen. Seit diesem Jahr gehört neben dem musikalischen Wirken die Jugendarbeit mit zahlreichen Veranstaltungen und Freizeiten zum Mittelpunkt des Vereins. 

Willi Boe übernahm 1977 den Verein als 1. Vorsitzender. Unter seiner Leitung wuchs der Spielmannszug auf 155 aktive Mitglieder an. 

Im Frühjahr konnte die alte Lehrküche der Iven-Agßen-Schule als Vereinsheim ausgebaut werden, und der Spielmannszug war glücklich darüber, für seine Kinder und Jugendlichen einen eigenen Raum zu bekommen.

Im Jahre 1981 trat Dieter Boe die Nachfolge seines Vaters als 1. Vorsitzender an und führte den Verein erfolgreich über mehr als 25 Jahre. Heute ist er 1. Vorsitzender des Schulvereins Rödemis und Mitglied im Vorstand des Fördervereins für Jugend und Musik in Rödemis, so dass weiter eine enge Bindung zum Spielmannszug gegeben ist.

Am 8. August 1982 ging es zum ersten Mal zum Wettstreit nach Rastede, wo gleich ein 1. Platz belegt wurde, der nur durch Gewinn der Europameistertitel „Marschwertung“ in den Jahren 2006 und 2009 in Rastede übertroffen wurde.

1984 nahm der Verein erstmals am Deutschland-Pokal in Alsfeld teil, und in den vergangenen Jahren konnte dieser Pokal mehrfach im Marsch und in der Showwertung gewonnen werden.

Erste Gedanken, den Verein um einen Musikzug zu erweitern, gab es bereits im Jahre 1982, und so wurde nach sorgfältigen Planungen und Finanzierungen 1986 das Jugendblasorchester Rödemis gegründet, das am 17. Juni 1988 seinen ersten Auftritt in der Öffentlichkeit hatte und heute zum festen Bestandteil und Aushängeschild des Vereins geworden ist.

Der erste Auftritt des Spielmannszuges Rödemis bei den Weltmusikfestspielen in Kerkrade/Die Niederlande war am 16. Juli 1989, und es gelang sowohl im Marsch wie auch in der Show in der höchsten Leistungsklasse jeweils einen 1. Platz zu belegen und zwei Goldmedaillen zu gewinnen. Bei den Teilnahmen in den Jahren 1993, 1997, 2001, 2005 und 2009 errangen die Rödemisser weitere 8 Goldmedaillen und eine Silbermedaille, wozu im Jahre 2001 auch noch die Auszeichnung „Best International Award“ für den besten ausländischen Teilnehmer dieses Weltmusikwettbewerbes hinzukam.

1990 folgte Hamont in Belgien, wo in der höchsten Spielklasse im Marsch mit 84% ein erster Preis gewonnen wurde, der nur durch den Sieg in der Show mit 92% und einem 1. Preis mit Auszeichnung übertroffen wurde. Seit diesem Erfolg errang der Spielmannszug Rödemis bei dieser Veranstaltung, die alle zwei Jahre stattfindet, mehrfach den Titel „Champion der Lage Landen“.

Im Oktober 2010 hat der Spielmannszug & Jugendblasorchester Rödemis e. V. ein neues Zuhause gefunden, denn nach dem Umzug der Iven-Agßen-Schule in den Neubau am Otto-Backens-Weg 3 in Husum stand natürlich auch der Vereinsraum in der alten Schule nicht mehr zur Verfügung.

Mit der Bereitstellung eines Rohbaus an der neuen Sporthalle hatte die Stadt Husum dem Verein die Möglichkeit eröffnet, in Eigenleistung und eigener Finanzierung neue Räumlichkeiten und optimale Voraussetzungen für die Vereinsarbeit zu schaffen. Dies gelang dank der Unterstützung vieler Firmen sowie durch Spenden und den Arbeitseinsatz zahlreicher Mitglieder und Freunde des Vereins in vorbildlicher Weise.

Die Zusammenarbeit zwischen Schulverein, Förderverein und Spielmannszug & Jugendblasorchester Rödemis e. V. ist sehr gut, und die Verbindung zur Iven-Agßen-Schule, die letztlich diesen Verein ins Leben gerufen hat, ist hervorragend, hat man doch durch die Möglichkeit, dass die Kinder der Ganztagsschule in den Vereinsräumen ihr Mittagessen einnehmen können, ein Modell geschaffen, auf das alle stolz sein können.

Mit den Worten „Wir sind Rödemis“ zeigen die jungen Musikerinnen und Musiker wohl am besten, wie gern sie den Namen ihres Vereins durch ganz Europa tragen, und durch den Zusatz „Husum / Nordsee“ unterstreichen sie immer wieder, welch enges Verhältnis sie auch zu ihrer Heimatstadt haben. Ob von Polen im Osten, Spanien im Süden, Irland im Westen oder Norwegen im Norden – überall sind die Namen Rödemis und Husum ein Begriff!

Man kann den Rödemissern nur ein schönes Fest und eine weiterhin so erfolgreiche Jugend- und Seniorenarbeit wünschen! Die musikalischen Erfolge werden dann sicherlich nicht ausbleiben, sei es in diesem Jahr bei den Wettbewerben in Hattstedt, Rastede oder Kerkrade.

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!